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2005—2000

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Karoline Bröckel
bewegt - 01. September bis 29. September 2018

 

In meinen Zeichnungen mache ich Dynamik sichtbar, Erlebtes erfĂ€hrt unmittelbar eine Transformation und erscheint als Bewegungslinie oder Strichfeld auf dem Papier. Ich setze die Dynamik um, die ich in meiner alltĂ€glichen Umgebung wahrnehme. Oft interessieren mich Bewegungen, die der Natur entstammen. Wie sieht der Weg aus, den eine Ameise sucht? Wie tropft der Regen aufs Pflaster? Wie fĂ€llt der Schnee vom Himmel? Oder wie bewegt der Wind die Äste einer Birke? Auch Musik, die ich im Radio höre, auf Konzerten erlebe oder im Studio anstelle, kann fĂŒr mich zum Anlass einer Zeichnung werden. Was ich dabei wahrnehme, ĂŒbersetze ich mit Hilfe der Zeichnung in meine eigene Sprache. Die Verwandlung meiner Wahrnehmung zur Line ist losgelöst von allen Regeln der Interpretation. (Karoline Bröckel)

Die Linien auf Karoline Bröckels Zeichnungen scheinen uns vertraut. Ihr Verlauf erinnert an BewegungsablĂ€ufe, die wir als Kind mit grĂ¶ĂŸter Aufmerksamkeit und spĂ€ter als Erwachsene meist nebenbei wahrnehmen. Alle sind schon einmal mit den Augen dem Lauf einer Ameise gefolgt, ihrem unerklĂ€rlichen Hin und Her im GelĂ€nde oder dem gleitenden Fliegen von Schwalben am Himmel. Diese Bewegungen beobachtet Bröckel seit vielen Jahren beim Zeichnen und hĂ€lt sie mit schwarzer Tinte im Fall der Schwalben und roter im Fall der Ameisen auf kleinformatigen BlĂ€ttern fest. Die Linie beginnt inmitten des Blattes in dem Moment, in dem das Auge das Tier erfasst, und endet, wenn dessen Lauf oder Flug die Hand aus dem Blattraum fĂŒhrt.

In den Zeichnungen der Werkgruppe “Aufzeichnungen, ĂŒberschrieben“ reagiert Bröckel auf kurze MusikstĂŒcke, die sie in endloser Wiederholung hört und in Strichfolgen umsetzt, im Falle der 110 x 148 cm großen Zeichnungen ĂŒber mehrere Stunden an einem Tag.

Seit Beginn ihrer kĂŒnstlerischen Arbeit entstehen Zeichnungen der Werkgruppe “Stapelstriche“. Anders als bei allen anderen Werkgruppen zeichnet Bröckel diese in stillen Augenblicken ohne jede Ă€ußere Anregung. Sie zeichnet Millimeter große Striche, einen oberhalb des anderen, ohne dass sie sich berĂŒhren. Diese Strichstapel werden zu Linien, die die meist vertikalen BlĂ€tter vom unteren bis zum oberen Bildrand durchziehen.

Karoline Bröckel wurde 1964 in TĂŒbingen geboren, sie lebt und arbeitet in der NĂ€he MĂŒnchens. Ihre Zeichnungen waren Teil wichtiger institutioneller Zeichnungsausstellungen wie “Zeichnung als Prozess“ im Museum Folkwang Essen 2008, “Walk the Line“ im Kunstmuseum Wolfsburg 2015, “ZeichnungsrĂ€ume“ in der Hamburger Kunsthalle 2016 und 2017 in “Die Linie ist Gedanke“ in der auf Zeichnung spezialisierten Galerie Stihl in Waiblingen.


 
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