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Klaus Mosettig
Empfindungshektik - 21. August bis 18. September 2021

 

Wir freuen uns auf unsere erste Einzelausstellung mit dem 1975 in Graz geborenen und in Wien und Berlin lebenden Zeichner Klaus Mosettig. Neben Zeichnungen der Werkgruppen “Withdrawal“ und “Informel“ zeigen wir zum ersten Mal der Öffentlichkeit Arbeiten der neuen Werkgruppe “Typeface Corona“.

Klaus Mosettig zeichnet, immerzu, und voller Leidenschaft innerhalb eines selbst gewählten strengen Regelwerks. Sein Medium ist der gespitzte Bleistift. Sein Stilmittel ist die Schraffur. Sein Hilfsmittel zur Transformation seiner Vorlagen ist der Diaprojektor. Die Vorlagen für seine oft großformatigen Zeichnungen findet er bei Künstlern wie Jackson Pollock oder Josef Albers und in der eigenen Lebenswelt.

Klaus Mosettig wählt die Vorlagen für seine in Serien entstehenden Zeichnungen sehr sorgfältig aus. Er weiß, wie zeitaufwendig das detailgetreue Abzeichnen mittels der von ihm entwickelten Technik ist. Mit Hilfe eines Diaprojektors projiziert er ein Dia auf das an der Wand befestigte Zeichenpapier und beginnt mit gespitzten Bleistiften in mit konstantem Druck von links unten nach rechts oben ausgeführter Schraffur das Motiv zu übertragen. Nach Tagen, oft Wochen oder Monaten ist eine einzelne Zeichnung fertig. Viel Zeit wird so gebunden, die die Betrachter*innen beim genauen Hinschauen und Erleben jedes einzelnen Strichs nachempfinden können.

Die Werkgruppe “withdrawals“ (2012 – 2015) umfasst 38 Zeichnungen. Es sind gezeichnete Übertragungen im Originalformat von Bildern der Serie Homage to the Square von Josef Albers. Mosettig entzieht den Vorlagen die Farben und findet für sie Graustufen. Durch seine Schraffuren mit unterschiedlichen Bleistifthärten treten die Tonwerte der von Albers kombinierten Farben und das Vibrieren der ineinander gesetzten Quadrate hervor.

Für die Werkgruppe “Informel“ (2014 – 2017) dienten kleinformatige Zeichnungen der Tochter des Künstlers im Alter zwischen 10 und 24 Monaten als Vorlagen für großformatige Zeichnungen. Wie schon bei seinen auf den Drip Paintings von Jackson Pollock beruhenden Werken, werden auch hier Spontanität und Gestik der ursprünglichen Arbeit im eigenen Schaffensprozess nicht nachempfunden, sondern täuschend ähnlich in der Zeichnung abgebildet.

Als Reaktion auf den Corona bedingten Rückzug auf die engste private Welt entscheidet sich Mosettig im Frühjahr 2020 dafür, anders als in allen vorangegangenen Werkgruppen seine Zeichnungsvorlagen für die Werkgruppe “Typeface Corona“ selber herzustellen. Er beschmiert, bespritzt in zum Teil zorniger Manier Glasdiarahmen und projiziert diese aufs Papier. Zu den zum Teil sehr zeitaufwendig hergestellten Bildern zeichnet er an den unteren Bildrand Begriffe und Textfragmente – wie Empfindungshektik oder Frustrationstoleranz -, die in den Medien oder privaten Gesprächen, in Büchern oder in der Erinnerung in den kommenden Monaten auftauchen. Die hierfür verwendete Schrifttype “Corona“ gibt der Werkgruppe mit bitterer Ironie ihren Namen.

Es lässt sich viel und trefflich über Kunstwerke schreiben, aber nichts kann das in Augenschein nehmen, das direkte Erleben ersetzen. Bei Klaus Mosettigs Zeichnungen ist es besonders wichtig. Der Künstler ist an der Eröffnung anwesend. Wir freuen uns auf Sie.

Klaus Mosettig wurde 1975 in Graz geboren, er lebt und arbeitet in Berlin und Wien. Er zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Zeichnern in Österreich. Seine Arbeiten sind Teil bedeutender österreichischer Sammlungen. Anfang diesen Jahres hat die Albertina in Wien drei seiner extrem großformatigen (154 x 556 cm) Selbstportraits für die Sammlung erworben.

Installationsansichten: David Ertl




 
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