Barbara Camilla Tucholski
Raum - Räume - 22. November bis 20. Dezember 2008
Ich kann Bleistift und Papier immer bei mir tragen, ohne großen Aufwand kann ich so allem Möglichen begegnen. Ich kann beim Zeichnen besonders gut vergessen, was ich zeichne und dass ich zeichne. Mich kann ich auch gut vergessen. Diesen tranceartigen Zustand liebe ich beim Zeichnen.
(Barbara Camilla Tucholski)
Für die Ausstellung hat Barbara Camilla Tucholski zwei Tage in den Räumen der Galerie in Köln gezeichnet. Die entstandenen Zeichnungen sind das Ergebnis der erfahrbaren Eigenschaften des Raumes und der persönlichen Reflexion der Künstlerin.
Barbara Camilla Tucholski zeichnet vor Ort: in Kleingartenanlagen und auf öffentlichen Plätzen, in ihrem Geburtshaus in Loitz und den Ausstellungs- und Lagerräumen der Albertina in Wien oder in den Strassen von Rom. So entstehen zumeist kleinformatigen Zeichnungen, die das Abbild eines Raumes, eines Platzes oder einer Architektur wiedergeben, das zugleich der Realität und ihren Empfindungen beim Betrachten entspringt. In der Kölner Ausstellung werden zum ersten Mal Zeichnungen am Ort ihres Entstehens gezeigt.
Barbara Camilla Tucholski lebt und arbeitet in Oevelgönne, Wien und Rom. Ihre Arbeiten wurden in Galerien und Museen im In- und Ausland ausgestellt und befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen. Bis zum Februar 2009 ist in der Ausstellung Koordinaten M-V. Vom Wesen des Wandels im Staatlichen Museum Schwerin ein Rauminstallation der Künstlerin zu sehen.
„Die Bleistiftzeichnungen von Barbara Camilla Tucholski sind an ihrer Handschrift und an ihrer Präsentation zu erkennen. Das beherrschte Stakkato der Stiftspuren entzündet sich an unspektakulären Motiven, einer Häuserflucht, einem Treppenhaus oder einer Pusteblume, die in der Zeichnung eine vibrierende Existenz annehmen. Die Künstlerin nimmt dabei ungewöhnliche Positionen ein, zeichnet auf dem Boden liegend oder wählt einen erhöhten Standpunkt. Ihr Prozess des Zeichnens ist verwurzelt in existentiellen Bezügen. Persönliche Geschichte verzahnt sich im Akt des Sehens mit einer symbolischen Ebene, deren Reflexion im Zeichnen stattfindet. In Reihen nebeneinander gehängt, wirken die vor dem Motiv entstandenen Zeichnungen wie ein unkonventionell geschnittener Film. Für die seit den 80er Jahren kontinuierlich in großen Zyklen zeichnende Künstlerin ist der »tranceartige Zustand« beim schnellen Arbeiten von zentraler Bedeutung. Ihre polyperspektivischen Innenräume oder die aus der Froschperspektive gezeichneten Straßen verwandeln den Bildgegenstand, transzendieren ihn.“
Carmela Thiele